Wie geht es dir?

„Gut“, welch ein verlogenes Wort

Und doch benutze ich es zu jeder Zeit an jedem Ort

Ist ja klar, denn sonst müsste ich sagen:

„Schlecht, denn ich kann diesen Scheiß nicht mehr ertragen!“

„Wie geht es dir?“, immer wieder die gleiche Frage

Erwartest du wirklich, dass ich dir die Wahrheit sage?

Sie hat in uns’rer heilen Welt doch nichts verloren

Wir werden hier ja alle nur zum Glücklich-Sein geboren

Denn die Menschen mit sichtbaren Problemen sind ja schon längst in der Kälte erfroren

„Wie geht es dir?“ — „Mir geht es gut.“

Und in Gedanken: „Ich schwimme halt in einem Meer aus Blut.“

Aber man darf die Probleme ja nicht beim Namen nennen

Selbst wenn sie alle kennen

Also stellt mir doch bitte eine and’re Frage

Zum Beispiel wann ich zuletzt ein Katzenvideo im Internet gesehen habe

Damit ihr auch mal wisst, wie ich diesen ganzen Scheiß ertrage

Glaubst du?

Sag mir glaubst du an Gerechtigkeit?

Ich glaube an eine gemeine Zeit

Ein falscher Blick und du bist tot

Immerhin trägst du lieber schwarz als rosarot

Und letztendlich tanzen die Mörder auf ihren Werken

Weil sie alles, was nicht illegal ist, nicht bemerken

Sag mir, glaubst du an die wahre Liebe?

Ich glaube nur an Herzensdiebe

Die dich zu sich ziehen, um dir deine Seele zu stehlen

Um dir nach ihrem Verschwinden auch noch unendlich zu fehlen

Sie nehmen dir alles und geben dir nichts

Und schon ist sie zu Ende, die kurze Phase des Lichts

Sag mir, glaubst du an eine heile Welt?

Ich glaube an einen Ort, der uns alle zum Narren hält

Singt von Liebe und Fürsorglichkeit

Aber wartet nur auf deine nächste verwundbare Zeit

Und alle schweigen still und schließen die Augen

Denn an den Untergang wollen sie alle nicht glauben

Sag mir, glaubst du an ein Happy End?

Ich glaube an eine Zukunft, die noch niemand wirklich kennt

Mag sein, dass wir gerade mitten durch die Hölle gehen

Aber letztendlich entscheiden wir, welche Worte am Ende dieser Geschichte stehen

Es ist keine Kunst, zu weinen und sich zu beschweren

Aber umso schwerer, die Welt zu erschaffen, die wir alle wirklich begehren