Wir sitzen am Tisch Du weinst Und deine Tränen Salzen den Wein Tropfen ins Rot Ich blicke dich an Sprachlose Stille Und der Wein wird salziger Und salziger Wie spricht man Mit der Trauer selbst Wie spricht man Mit einer blauen Seele Deinen leeren Augen
Traurigkeit
Wie dicke, schwarze Tropfen tropft die Traurigkeit von meiner Decke Langsam und schwer, träge, wabert sie umher Sie seufzt und weint, versteht das Leben nicht Und wie es scheint Ist genau das ihre Pflicht Sich trauern und quälen Warten Und das warten dauert so lang Sooo lang dauert es Und immer noch ist sie träge und schwer Sieht den Sinn ihrer eigenen Existenz nicht mehr Aber die Traurigkeit, sie ist so weich Und wenn sie von der Zimmerdecke tropft lasse ich sie in mein Bett, Drücke sie und fühl sie Spüre ihre kalte Wärme an meinem Körper Streichel über ihren Kopf Zusammen vergießen wir ein paar Tränen Sehen den dunklen Himmel draußen vorm Fenster Müssen beide ein bisschen gähnen Und schlaf ich ein mit der weichen Traurigkeit neben mir Fühle ich mich umgeben und beschützt Und auch wenn ich morgen allein in meinem Bett erwache War der vergangene Abend eine schöne Sache
exile
ich sehe dich dort
lachen, ohne dass es deine augen erreicht
ich stehe hier im schatten
und lass dich sein
wen soll ich jetzt verteidigen
wenn du mich doch verraten hast
die kälte begrüßt mich
und ich gehe mit ihr
denn ich habe diesen film schon mal gesehen
und ich hab das ende nicht gemocht
streu salz in die wunden
so viel wie möglich
damit ich guten gewissens gehen kann
denn der schmerz überwiegt
hände auf deinem körper
es sind nicht meine
jetzt komm schon raus
die linie zwischen liebe und hass
ist schon immer dünn gewesen
und deine gedanken konnte ich nie lesen
also stell dich deinen ängsten
und komm zu mir ein letztes mal
ich bin der schatten
dem du rechenschaft schuldig bist
hab dir so viele zeichen gegeben
die du nie gesehen hast
also bleib ich allein
dieses mal sicher
bis sich die graue wand öffnet
und ich fliehen kann

Wer die Freiheit liebt, liebt die Einsamkeit
Zusammen sitzen wir hier und ertrinken ertrinken in der Nähe die wir bewahren wir sind Kinder der Stille wir gehören hier nicht hin ist es denn wahr was sie sagen wer wirklich frei ist ist in Wahrheit allein? Diese Worte treffen auf taube Ohren denn wir wollen keine Nähe nicht in den Spiegel schauen und jemand anderen sehen also reißen wir aus sprengen die Ketten welche die Massen uns angelegt haben und brechen durch den Beton aus dem die Mauern hier gemacht sind stürzen uns ins eiskalte Wasser und lassen uns hinunterziehen bis wir nichts mehr hören als das Blut, das in unseren Adern pulsiert und die Gedanken, die in unseren Köpfen rasen keine leeren Worte mehr wir ertrinken in der Stille sind wir jetzt frei?
Inspiriert vom Lied “Tanz für mich” von Provinz, Text entstanden August 2020
Zigarettenautomat
Es ist immer noch klar;
das was ich mit so jungen Jahren sah,
das was damals dort geschah;
Die Erinnerung kommt zurück jedes Jahr
–
Nach der Schule kam ich herein
In unsere Wohnung
Ich wusste du warst daheim
Noch immer war alles voller Müll
Damals wusste ich das nicht,
aber es sah ein bisschen aus wie Tschernobyl
Eine Atmosphäre so tot und leblos
Tausend Dinge, die nichts besser machten,
Hast du umhergeschmissen, achtlos
Zersplittertes Holz und Glas
Dich konnte ich nicht mal sehen
Irgendwie roch es auch nach Gas
Irgendwann fand ich dich in einer Ecke
Deines Schlafzimmers
wolltest dass ich dir eine Zigarette anstecke
Als die Person die du warst,
War das natürlich die erste Sache,
Die dir einfiel, als du mich sahst
Um dich lagen braune Flaschen,
Dreckige Nadeln, Pillen
Und andere fragliche Sachen
Du warst wie unsere Wohnung –
In Trümmern
Und wenn ich lauschte
Hörte ich dich ein bisschen wimmern
Ich sagte: “Mama bleib stark”
Aber du schicktest mich nur wieder in den Park
Zum Zigarettenautomat
Und als ich dort stand
Mit deiner Schachtel in der Hand
In diesem Loch, das nach Alkoholkotze stank
Drehte ich mich um, und sah, wie der Ort den ich mit Heimat verband,
In Flammen und Rauch ertrank
Und was ich damals nicht verstand, war, dass du das Gas mit Absicht aufgedreht hattest
Und mich mit Absicht rausgeschickt hattest,
Als du dir deine letzte Zigaretten angezündet hattest –
Dann stand ich nur da,
und das Feuer spiegelte sich in meinen Augen.
Geburtstag
Herzlichen Glückwunsch Du hast dich ein weiteres Mal im Kreis gedreht Ein weiteres Jahr im Winde verweht Einmal um die Sonne rum Das hast du geschafft Und dafür bekommst du Kuchen Und Glückwünsche Und ich sitz hier Und selten war ein Tag so trist wie dieser
Herz aus Titan
Tod – wie oft habe ich versucht, dieses Wort zu versteh’n?
Lass mich sterben – wie oft habe ich es in mich hinein geschrien?
Lass mich sterben, lass mich schrei’n
Lass mich tausend Tränen wein’n
Jedes ihrer Worte ließ mich tausend Tode erleben
Doch ich wusste, ich würde ihnen jeden einzelnen zurückgeben
Doch es gibt etwas, das keiner von ihnen weiß
In dem Moment, in dem ich mein Ende sah, gefror mein Herz zu Eis
Ich habe nichts zu verlieren
Ich spüre keine Schmerzen, keine tödlichen Viren
Ich falle, um aufzusteh’n
Ich warte, um weiterzugeh’n
Im Leben darf Risiko nicht fehl’n
Denn ich sterbe, um aufzuersteh’n
„Lass mich sterben!“, schreie ich, denn mit jedem Tod verliere ich eine Schwäche
Und meine neugewonnene Stärke verwende ich, indem ich mich an meinen Mördern räche
Um zu überleben brauche ich keinen Plan
Denn ich bin unsterblich, als wäre ich aus Titan
Doch all das tat ich nur für den, der mich nach oben zog
Auch wenn das Meer, das ich ihm weinte, manchmal tausend Tonnen wog
Er flüsterte, dass ich nicht sterben kann
Und irgendwie schaffte er es, dass ich mich in seiner Nähe immer auf mein Inneres besann
Doch es war nicht sein Wort, das mir wie ein Messer das Herz zerstach
Sein Schweigen war es, das mich letztendlich in tausend Splitter brach
Er wusste nicht, was ich mit seinem Namen verband
Denn das, was er mir gab, zerfiel bald zu Asche und Sand
Aber in dieser Zeit brauche ich Unsterblichkeit
In dieser Zeit muss ich kugelsicher sein
Denn am fernen Horizont färbt sich der Himmel wie Blut dunkelrot
Es gibt nur Freund oder Feind, dazwischen ist der Tod
Das neue und alte Zeitalter setzt außer Kraft jeden Plan
Überleben kann man nur mit einem Herz wie meinem
Mit einem Herz aus Titan