Magie

Wie erklärt man den Sinn des Lebens?

Na ja, wahrscheinlich vergebens

Weil du das Feuer schon entfachst

Bevor du ihn überhaupt gefunden hast

Wie erklärt man, warum man das hier tut?

Na ja, wahrscheinlich genervt und voller Wut

Weil es die wenigsten versteh’n

Ohne den gleichen Weg zu geh’n

Deswegen sage ich einfach, es sei Magie

Denn sonst versteh’n sie es ja nie

Aber „Magie“, sie kennen dieses Wort

Es beschreibt eine ferne Zeit an einem fernen Ort

Wo man nicht erklären muss oder versteh’n

Wo es in Ordnung ist, mit dem Herzen zu seh’n

Und so kritzle ich auf Blatt Papier um Blatt Papier

Denn diese Magie trage ich in mir

Vielleicht verstehe ich es selbst nicht richtig

Aber in dieser Welt ist das nicht wichtig

Hier muss ich nicht lachen, weinen oder schrei’n

Hier kann ich einfach ich selber sein

Er

Er sagte mir, dass er mich braucht

So voller tiefer Liebe

Sodass ich das, was hinter mir qualmt und raucht

Gelassen in die Ecke schiebe

Er umarmte mich und hielt mich fest

Und ich war den Tränen nah

Weil er nicht so war wie der ganze Rest

So dachte ich, als ich ihm in die Augen sah

Sie leuchteten wie Himmelssterne

Und löschten bald mein Höllenfeuer

Denn der Rauch verschwand in der Ferne

Na ja, war ja eh alles nicht so teuer

Und so versank ich in seinen Armen und dachte nach

Denn obwohl er Herz und Seele stahl

Gab es etwas, das mich zerbrach

Er war nicht real

Und so bin ich aufgeschreckt und hinter zur Asche gerannt

Habe im Grau gewühlt, doch es war alles schon verbrannt

Wie geht es dir?

„Gut“, welch ein verlogenes Wort

Und doch benutze ich es zu jeder Zeit an jedem Ort

Ist ja klar, denn sonst müsste ich sagen:

„Schlecht, denn ich kann diesen Scheiß nicht mehr ertragen!“

„Wie geht es dir?“, immer wieder die gleiche Frage

Erwartest du wirklich, dass ich dir die Wahrheit sage?

Sie hat in uns’rer heilen Welt doch nichts verloren

Wir werden hier ja alle nur zum Glücklich-Sein geboren

Denn die Menschen mit sichtbaren Problemen sind ja schon längst in der Kälte erfroren

„Wie geht es dir?“ — „Mir geht es gut.“

Und in Gedanken: „Ich schwimme halt in einem Meer aus Blut.“

Aber man darf die Probleme ja nicht beim Namen nennen

Selbst wenn sie alle kennen

Also stellt mir doch bitte eine and’re Frage

Zum Beispiel wann ich zuletzt ein Katzenvideo im Internet gesehen habe

Damit ihr auch mal wisst, wie ich diesen ganzen Scheiß ertrage

Würdest du?

Würdest du mir ein Lächeln schenken, wenn ich sorglos lachen würde?

Würdest du mich bei dir behalten, wäre ich nur keine so große Bürde?

Würdest du meine Hand nehmen, wäre mein Griff nur nicht so fest?

Würdest du mich brauchen, wenn ich nicht so anders wäre als der Rest?

Würdest du mit mir lachen, wenn ich Katzenvideos lustiger fände als schwarzen Humor?

Würdest du bei mir bleiben, kämen weniger seltsame Ereignisse vor?

Würdest du mir zuhören, würde ich seltener meinen Dämon erwähnen?

Würdest du mich ansehen, wenn da öfter mein Lächeln wäre als meine Tränen?

Würdest du, würdest du, würdest du, diese Frage klingt so gehetzt

Deswegen frage ich dich dich lieber: Tust du es jetzt?

Warten

„19:30 Uhr“, lese ich und stecke mein Handy wieder ein

Vor einer halben Stunde wolltest du eigentlich schon bei mir sein

Bist du verletzt, weil mal wieder ein Besoffener die Kontrolle verliert?

Ist dir etwas anderes Schlimmes passiert?

Stellt ein Unfall ein Hindernis auf deiner Strecke dar?

Oder bist du selbst Teil dieser Gefahr?

Bist du gerade mit einer Infusion verbunden?

Oder hast du den Weg nur nicht gefunden?

Ja, das wird es sein, es gibt bestimmt kein Blut

Dein Orientierungssinn war ja noch nie sonderlich gut

„8:30 Uhr“, lese ich und stecke mein Handy wieder ein

Verfahren? Das kann doch gar nicht sein

Du hast ein Handy in der Tasche deiner Hose

Und jeder Fremde verrät dir den Weg gegen eine Rose

Was ist nur los, was hab ich getan?

Hast du dich absichtlich verfahr’n?

Habe ich einen großen Fehler gemacht?

Hast du über den letzten Witz gar nicht gelacht?

Was auch immer es war, warum kannst du es mir nicht einfach sagen?

Soll ich diese Scheiße jetzt einfach mal ertragen?

„20:30 Uhr“, lese ich und stecke mein Handy wieder ein

Einfach nicht kommen: Wie kann man nur so ein Arschloch sein?

Ist das deine Rache für irgendein schlimmes Wort?

Dann wünsche ich dich an einen noch viel schlimmeren Ort!

Ich Vollidiot stehe hier und warte auf dich

Und trotzdem zerstörst du mich

Komm doch einfach von deinem pinken Thron herunter

Dann beendest du diesen Tag froh und munter

Sonst wird mein Herz für dich zu Stein

Und diese Scheiße muss echt nicht sein

„10:30 Uhr“, lese ich und tippe meine Nachricht ein

„Es tut mir leid, war ich gemein!“

Bald ein „online“ und dann ein „schreibt…“ 

Was aber nicht lange bleibt

Gib mir doch eine Antwort gegen meinen Schmerz

Denn es zerreißt mir das ganze Herz

Aber wahrscheinlich tust du all das aus einem Grund

Ich wünschte nur, es käme aus deinem Mund

Dann werde ich es wohl oder übel akzeptieren

Aber ich kann dich nicht verlieren

„19:00 Uhr“, lese ich, doch kann diese Zahl kaum noch versteh’n

Musst du mir ein Messer in die Brust rammen, um das Herz darin zu seh’n?

Alles und jeder ändert sich

Und ich warte immer noch auf dich

Aber ich kann nicht länger stehen bleiben

Weil mich Ehrgeiz und Angst ungestört nach vorne treiben

Glaubst du?

Sag mir glaubst du an Gerechtigkeit?

Ich glaube an eine gemeine Zeit

Ein falscher Blick und du bist tot

Immerhin trägst du lieber schwarz als rosarot

Und letztendlich tanzen die Mörder auf ihren Werken

Weil sie alles, was nicht illegal ist, nicht bemerken

Sag mir, glaubst du an die wahre Liebe?

Ich glaube nur an Herzensdiebe

Die dich zu sich ziehen, um dir deine Seele zu stehlen

Um dir nach ihrem Verschwinden auch noch unendlich zu fehlen

Sie nehmen dir alles und geben dir nichts

Und schon ist sie zu Ende, die kurze Phase des Lichts

Sag mir, glaubst du an eine heile Welt?

Ich glaube an einen Ort, der uns alle zum Narren hält

Singt von Liebe und Fürsorglichkeit

Aber wartet nur auf deine nächste verwundbare Zeit

Und alle schweigen still und schließen die Augen

Denn an den Untergang wollen sie alle nicht glauben

Sag mir, glaubst du an ein Happy End?

Ich glaube an eine Zukunft, die noch niemand wirklich kennt

Mag sein, dass wir gerade mitten durch die Hölle gehen

Aber letztendlich entscheiden wir, welche Worte am Ende dieser Geschichte stehen

Es ist keine Kunst, zu weinen und sich zu beschweren

Aber umso schwerer, die Welt zu erschaffen, die wir alle wirklich begehren

Sommer

Siehst du die felsigen Spitzen, die in den Himmel ragen, dicht an dicht?

Ob in der Realität oder in meinen Erinnerungen, sie vergehen nicht

Siehst du, wie sie sich klar vom blauen Himmel abheben?

Als würde es außer ihnen gar nichts geben

Siehst du die Sonne die Gletscher erhellen, so voller Freude zeigt sie sich?

Manchmal habe ich das Gefühl, sie scheint nur für mich

Siehst du die Reflexion des Lichtes auf dem See?

Und einige hundert Meter höher liegt noch Schnee

Spürst du die Sonne, das Licht, den warmen Wind?

Siehst du das Wasser, den Himmel, die Wolken, die so unerreichbar sind?

Es sieht so aus, als wäre es Sommer

Doch irgendetwas fehlt für mich

Schreibe fröhliche Gedichte ohne Punkt und Komma

Doch es ist nicht das Gleiche ohne dich

Hörst du das Wasser über die kleinen Steine streichen?

Als wollten sie sich nie mehr von der Seite weichen

Riechst du diese Mischung aus Wasser, Erde und Chemie?

Ich habe das Gefühl, das ändert sich nie

Fühlst du das eiskalte Wasser deine warme Haut berühren?

Es ist, als könnte nur ich die Wärme in der Kälte spüren

Siehst du das Glitzern, das Leuchten ohne Hilfe von menschlicher Seite?

Ich habe das Gefühl, in diesen kleinen Lichtern steckt mehr Liebe als in mancher großen Weite

Fühlst du den kühlen Wind, den eisigen Schnee?

Spürst du die warme Sonne, die stärkste Liebe, die ich seh‘?

Es fühlt sich an, als wäre es Sommer

Doch irgendetwas fehlt für mich

Schreibe fröhliche Gedichte ohne Punkt und Komma

Doch es ist nicht das Gleiche ohne dich

Ich brauche keine warme Sonne und keinen kühlen Wind

Keine Wolken und Felsen, die eh unerreichbar sind

Wenn du nicht bei mir bist

Denn ohne dich ist selbst die hellste Sonne dunkel und trist

Ich vermisse dich, so sehr fehlst du mir

Und irgendwann sag ich es dir

Denn bald werden wir uns wiederseh’n

Ein paar Wochen muss ich noch übersteh’n

Und bis dahin denke ich an dich in jeder freien Sekunde

Suche dich in dieser Welt, Stunde um Stunde

Bis dahin schreibe ich eine eigene Welt, nur für dich und mich

Vielleicht siehst du sie irgendwann, vielleicht auch nicht

Märchen

Das hier ist kein Märchen, das hier ist die wahre Welt

Scheißegal, ob dir das hier so gefällt

Denn es gibt keinen Prinzen, der dich rettet

Keinen Mann, der für deine Liebe sein Leben verwettet

Und niemand wird dir ein Happy End ans Ende deines Lebens schreiben

Kein Brotkrümel wird dich aus dem Wald hinausleiten

Kein Drache wird deinem Prinzen den Weg zu dir versperren

Und kein böser Geist wird in der Dunkelheit an deinen Kleidern zerren

Du wirst niemals eine alte Hexe seh’n

Du wirst niemals nur durch Liebe ein gefährliches Abenteuer übersteh’n

Du lebst niemals mit sieben Zwergen unter einem Dach

Du wirst nicht einfach so durch den Kuss deines Prinzen wach

Denn es gibt keinen Prinzen, der dich rettet

Keinen Diener, der sich für dich im Kerker ankettet

Dein Märchen beginnt und endet nicht einfach so

Du wirst niemals nur durch Atmen froh

Denn kein Rumpelstilzchen wird dir gegen etwas Schmuck die Anleitung zur Freude zeigen

Dein Happy End musst du schon selber schreiben