lass mich.

Der Lärm, der mich umgibt
Frisst sich seinen Weg durch mein Herz
Schreit und weint
Hält mich fest in seiner Faust
Lässt mich nicht atmen
Gibt mich nicht frei
Ich will nur frischen Wind in meiner Lunge
Stattdessen flutet mich Nikotin
Ich will nur Klarheit in meinem Kopf
Stattdessen raubt Ethanol mir alle Sinne
Lass mich atmen, gib mich frei
Doch ich hör nur Lärm
Lärm in meinem Herz

Energie

Die Energie in meiner Brust
Die ist nicht ganz normal
Die wütet da so innen drin
Mal ist sie still, mal bricht sie aus
Dann kommt ein Schrei
Nicht kontrolliert
Zwei Tränen fließen da herab
Die bahnen sich den Weg
Den Weg in meine Seele
Den findest du bestimmt
Keine Wand ist da als Hindernis
Aus Rosen läufst du dort
Schau, dort schießt Blitz und dort dröhnt Donner
Und Regen fällt in mir
Die Tränen sind nun längst versiegt
Die Energie ist leer
Schlaf füllt mich auf, das leere Ding
Die Hülle liegt nur rum
Doch warte nicht zu lang auf mich
Du stirbst noch
Doch nur von meiner Hand.

nachtgesang

es gab eine zeit
in der wir träumen konnten
ohne rücksicht, ohne angst
in der das gras grün war
und voller musik deine augen

es gab eine zeit
in der wir uns gedichte vorlasen
spät in der dunklen nacht
in der wir tranken und uns liebten
bis wir versanken
im mondschein

es gab eine zeit
in der wir jung waren
jung im herzen
jung im geist
eine zeit
in der wir schwarze bilder malten
und uns blumen pflückten

weil wir ja nicht mehr da sind
bald irgendwann …

Nachthimmel über dem Vondelpark, Amsterdam

Paul Celan

 Abstrakte Dinge
 Baue ich hier
 
 So voller Emotion 
 Gedankenstruktur
 Neologismusphilosophie
 Würde ein Germanistiker meinen
 
 Doch lasst es so stehen
 Wartet was ihr versteht
 Sucht nicht, versteht nur
  - Das ist die große Kunst
 
 Allein der Betrachter ist der Künstler in manchen Fällen.
 Denn die Striche und Worte malen nur
 Materielle Strukturen
 
 Doch in unseren Herzen und Köpfen
 Verstehen wir mehr als Linien und Sätze, 
 Fremdwortvokabular und Farbentheorien
 Wir sehen mit dem Herzen, fühlen im Kopf
 Fühlen ist ein Teil der Kunst
 Wir verstehen uns selbst 

Berlin um viertel vor 4

 Berlin, viertel vor vier
 Ich steh am Fenster und träume von dir
 Vögel kreischen über metallenen Dächern
 Selbst ihre Stimmen klingen schon blechern
 
 Am Horizont wird es langsam hell
 Ein Blick in die blauen Wolken und ich wundere mich
 Die Farben des Sonnenuntergangs vergaß ich schnell
 Denn zwischen die Bauten drang kaum Licht
 
 Meine Finger schmecken nach Chipsfett 
 und verlorenen Kartenpartien
 Der Geschmack einer Nacht die doch 
 vor kurzem noch so nahe schien
 
 Von Alkohol an der Spree
 Wir waren verlorene Piraten auf hoher See
 Ertranken fast
 Im Lichtermeer der rauschenden Stadt
 Dennoch sah ich mich daran nie satt
 
 Ich steh in Berlin, am Fenster, hoch oben
 Denke an die anderen komischen Vögel,
 Die verweilen, hier droben
 In den erleuchteten Fenstern -
 
 Und zwischen den endlosen Lichtern
 Seh ich wie die Sonne durch die Wolken sticht.
 
 Selbst zwischen den Millionen Gesichtern
 Vergaß ich deines nicht 

Traurigkeit

 Wie dicke, schwarze Tropfen tropft die Traurigkeit von meiner Decke
 Langsam und schwer, träge, wabert sie umher
 Sie seufzt und weint, 
 versteht das Leben nicht 
 Und wie es scheint
 Ist genau das ihre Pflicht
 Sich trauern und quälen
 Warten
 Und das warten dauert so lang
 Sooo lang dauert es
 Und immer noch ist sie träge und schwer
 Sieht den Sinn ihrer eigenen Existenz nicht mehr
 
 Aber die Traurigkeit, sie ist so weich
 Und wenn sie von der Zimmerdecke tropft lasse ich sie in mein Bett, 
 Drücke sie und fühl sie
 Spüre ihre kalte Wärme an meinem Körper
 Streichel über ihren Kopf
 Zusammen vergießen wir ein paar Tränen
 Sehen den dunklen Himmel draußen vorm Fenster
 Müssen beide ein bisschen gähnen
 
 Und schlaf ich ein
 mit der weichen Traurigkeit neben mir
 Fühle ich mich umgeben und beschützt
 Und auch wenn ich morgen allein in meinem Bett erwache
 War der vergangene Abend eine schöne Sache 

Gewitter-Sonnenuntergangs-Regenbogen-Text

  Von oben herab fällt der Regen
 Am Balkongeländer vorbei
 Ich schaue ihm nach 
 bis an den Boden hinab
 
 Weiter oben brennt der Himmel orangen rot
 Und nur so können die grauen Gewitterwolken im rosa erstrahlen
 
 Ein leiser Regenbogen spannt sich über den Himmel wie zum Trotz
 
 Die Farben wie ein langes Band über den Himmel von West nach Ost