exile

ich sehe dich dort
lachen, ohne dass es deine augen erreicht
ich stehe hier im schatten
und lass dich sein
wen soll ich jetzt verteidigen
wenn du mich doch verraten hast
die kälte begrüßt mich
und ich gehe mit ihr
denn ich habe diesen film schon mal gesehen
und ich hab das ende nicht gemocht
streu salz in die wunden
so viel wie möglich
damit ich guten gewissens gehen kann
denn der schmerz überwiegt
hände auf deinem körper
es sind nicht meine
jetzt komm schon raus
die linie zwischen liebe und hass
ist schon immer dünn gewesen
und deine gedanken konnte ich nie lesen
also stell dich deinen ängsten
und komm zu mir ein letztes mal
ich bin der schatten
dem du rechenschaft schuldig bist
hab dir so viele zeichen gegeben
die du nie gesehen hast
also bleib ich allein
dieses mal sicher
bis sich die graue wand öffnet
und ich fliehen kann
Inspiriert vom Song „exile“ von Taylor Swift ft. Bon Iver, entstanden August 2020

la ville rose

réveiller et regarder un lever de soleil
il est encore tôt
nous allons à la centre-ville
on commande un café
et regarde les gens
lentement les maisons rouges sont baignées de lumière
nous ne sommes pas loin de la grande place devant la mairie
mais nous voulons découvrir les petites ruelles
et trouver les magasins que personne ne connaît
l'odeur des fleurs et toutes les violettes
seulement quelques personnes ici, pas trop
tellement parfait
on s'assied devant la fontaine
et regarde la ville rose
Text über die südfranzösische Stadt Toulouse, entstanden Juli 2020

ungebändigte Wut

Ein einziges Video
ändert die Welt
ein einziger Moment
und die Welt fängt an sich zu drehen

Kein Einzelfall
ein ganzes Leben bestimmt
von den Handlungen anderer 
zu oft

Ein einziges Video
unzählige Leben
das Fass läuft über
die Welt stoppt

Du und ich
Unterschiede die uns verbinden
und nicht auseinanderreißen
zusammen

Fremdbestimmt
zu leben
ein Albtraum
ein Alltag vieler

Kein Einzelfall
zu viele Fälle
zu viele Kommentare
zu viele Tote

Wir wissen es
wir tun nichts
es muss sich ändern
Menschen leiden

Menschen wie wir
keine Unterschiede
für die wir uns hassen müssen
zusammen
Gedanken zur #blacklivesmatter-Bewegung, entstanden Juni 2020

Definition eines Gedichts

Was ist ein Gedicht?
Vers hinter Vers
eine Zeile nach der Nächsten
Wörter die im Kopf herumwirbeln
alles verknoten
ein roter Faden, der alles miteinander verstrickt
ein Mittel zur Kommunikation
mit sich selbst
ein Frühjahrsputz für die dunkle Ecke in meinem Hirn
ein Gefühl hier, ein Gefühl da
fang sie ein und verwandle sie
in Worte, Sätze, Ausdrücke
in Farbkleckse und schmier sie auf ne Leinwand
so wies mir grade lieb ist
ein Hilferuf, ein Angstschrei
ein Feuerwerk, ein Funkensprühen
schwarz auf weiß
und doch so knallbunt
wunderschön wie mein Gedanke
den ich gar nicht zu Ende denken konnte
weil ich in Ideen versinke
ein Ventil für alles was zu viel ist
und alles was noch kommt
schreibs schnell auf sonst vergisst dus noch
rauf aufs Papier
schön verpackt mit Schleife obendrauf
und fertig
Gedanken übers Schreiben, Text entstanden August 2020

Sonnenaufgang

Alles ruhig
das ein oder andere Auto das vorbeifährt
ist für mich geräuschlos

Eine Art Friede
der über den Dächern liegt
gibt ein Gefühl von Besonnenheit und Glück

Ich brauche keine Musik
die in meinen Ohren dröhnt
ich möchte die Stille hören

Ich spüre den leichten Wind
der fast lautlos durch meine Haare weht
er lässt mich frei fühlen

Die Welt schläft noch
und ich möchte die Zeit genießen 
bevor sie aufwacht

Das wunderschöne Farbenspiel
das sich vor mir abspielt
gibt mir Hoffnung für den Tag

Ich gehe auf die Farben zu
und bleibe stehen
bevor die Welt aufwacht und sie verschwinden
Text über meine Liebe zu Sonnenaufgängen, entstanden Mai 2020

sternenklar

Keine Ahnung wo ich bin
Wann ich bin
Wie ich bin
Ich stehe in irgendeiner Einfahrt
und schaue einfach
schaue rauf
zum Himmel
Fasziniert stehe ich da
und beobachte was dort geschieht
Unendlichkeit von wunderschöner Dunkelheit
die mich hinaufruft
zu den abermillionen von Sternen
die von hier ganz klein und zart aussehen
Ich stehe einfach und schaue
keine Ahnung wie lang
Zeit und Raum scheinen ihre Bedeutung zu verlieren
Ich bin der einzige Mensch auf der Welt
nur ich und der Himmel
nur ich und die unendliche Nacht
Entstanden an einem Poesietreff, Juli 2020

You Can Go Your Own Way

Loving you is not the right thing to do
I wanna forget everything you've ever said
If I could I would take back my world
The world you stole from me
How can I ever change back to who I was?
You can go your own way
And leave me alone
Take a different path into the opposite direction
Let me enjoy the peaceful loneliness you left me in
Start walking and never come back
You can go your own way
And discover something new
Something I'm glad I'll never see
Live your own life
Your life I'm never gonna be part of again
You can go your own way now
Inspiriert vom gleichnamigen Song, Text entstanden Juli 2020

Wer die Freiheit liebt, liebt die Einsamkeit

Zusammen sitzen wir hier 
und ertrinken 
ertrinken in der Nähe 
die wir bewahren 
wir sind Kinder der Stille 
wir gehören hier nicht hin 
ist es denn wahr was sie sagen 
wer wirklich frei ist 
ist in Wahrheit allein? 
Diese Worte treffen auf taube Ohren 
denn wir wollen keine Nähe 
nicht in den Spiegel schauen und jemand anderen sehen 
also reißen wir aus 
sprengen die Ketten welche die Massen uns angelegt haben 
und brechen durch den Beton aus dem die Mauern hier gemacht sind 
stürzen uns ins eiskalte Wasser 
und lassen uns hinunterziehen 
bis wir nichts mehr hören 
als das Blut, das in unseren Adern pulsiert 
und die Gedanken, die in unseren Köpfen rasen 
keine leeren Worte mehr 
wir ertrinken in der Stille 
sind wir jetzt frei?

Inspiriert vom Lied „Tanz für mich“ von Provinz, Text entstanden August 2020